Basler Zeitung 17. November 2009
von: Karen N. Gerig

Ich nutze gerne Bilder, die man kennt.

Neue Arbeiten von Susanne Fankhauser bei Martin Flaig.
Susanne Fankhauser setzt in ihren Arbeiten die Werke anderer Künstler in neue Kontexte. Ihre mit dem Comuputer geschaffenen Bilder erhalten durch starkes Reduzieren codehafte Züge.
Susanne Fankhauser steht nicht gern im Mittelpunkt. Sei es vor der Kamera des Fotografen, sei es in ihrer Funktion als Künstlerin. Die 46-Jährige steht lieber auf der anderen Seite der Aufmerksamkeit, als Betrachterin. In ihrer Kunst kommt diese Haltung am besten zur Geltung. Vor 13 Jahren schuf sie das «Museum der Tiere», einen monumentalen Digitaldruck, erschaffen am Computer. Bis dahin hatte die Baslerin, die in den 80er-Jahren die Fachklasse für freies räumliches Gestalten an der damaligen Hochschule für Gestaltung und Kunst besucht hatte, vor allem installaliv gearbeitet. Mit dem Computer versuchte sie sich damals an einer neuen Technik. Als Vorlage für ihre Arbeit wählte sie die Werke anderer Künstler aus, Skulpturen und Plastiken meist. Diese dreidimensionalen Formen verwandelte sie auf dem Computerbildschirm in Flächen. Scharfe, schwarze Konturen, wenig Details, viel Leere. Diese Technik nutzt sie noch heute. Auch interessiert sie sich noch für bereits bestehende Kunstwerke, deren Abbilder sie aus Zeitungen, Zeitschriften oder Katalogen zusammensammelt und dann in ihre eigenen Werke und in ihren eigenen Stil überführt, einen Stil mit vielen Leerräumen. In ihrem Arbeitsprozess wird das Vorhandene bis auf seinen Kern reduziert, ein Versuch, verborgene Bedeutungsebenen herauszuschälen. «Ich nutze gerne Bilder, die man kennt», sagt sie. «Doch das  ursprüngliche Abbild muss nicht mehr zwingend erkennbar sein. Früher war mir das wichtig, heute nicht mehr». Immer öfter löst sie sich in den neuesten Arbeiten von Vorlagen, oder sie vermischt sie freier untereinander als auch schon.

POESIE. In ihren Bildern sollen sich Assoziationsmöglichkeiten auftun, sie selber habe keine fixierten Vorstellungen. «Ich drücke mit dem, was mir zur Verfügung steht, vielleicht in eine Richtung, aber diese muss nicht die einzig richtige sein», sagt sie. «Wenn ich es schaffe, ist das für mich eine Form von Poesie. Ein wichtiges Instrument, um eine Stimmung auszudrücken, ist für Fankhauser die Wahl einer Farbe. Diese macht neben den dicken schwarzen Konturen die Stimmung eines Werkes präsent. «Es dauert manchmal lange, bis ich den richtigen Ton getroffen habe», sagt die Künstlerin. Und sie ist sich bewusst, dass eine von ihr gewählte Farbe in einer anderen Person andere Gefühle auslösen kann. Menschliche Körper stellt sie meist farblos dar. Einen Grund dafür kann sie nicht benennen. «Vieles läuft intuitiv», versucht sie zu erklären. Zwei Köpfe, die in diesem Jahr entstanden sind, zeigen nichts anderes als die Gesichtskonturen und zwei Hände, die seitlich gegen den Kopf drücken. Gefühlsregungen werden hier nicht durch Mimik ausgedrückt, doch die weiss belassene Fläche des Gesichts lässt Spielraum für unterschiedliche Facetten. Eine Leere, die durch die Imagination des Betrachters ausgefüllt werden will, die nicht zu viel Konkretes verrät. Und somit viel gemeinsam hat mit ihrer Schöpferin.

Galerie Martin Flaig. St.-Alban-Vorstadt 68. 12. November bis 19. Dezember 2009